Tumoren der Brustwand

Die Brustwand umfasst verschiedene Geweberarten. Ganz außen befindet sich die Haut, unter ihr Fettgewebe und Bindegewebe. Weiterhin zur Brustwand gehören die Rippen, die aus Knochen- und Knorpelgewebe bestehen. Aus all diesen Gewebearten können sich Geschulste bilden, die gutartigen als Wucherung normaler Gewebszellen und die bösartigen als entartete Gewebszellen.

39% der Geschwülste, die im Bereich der Brustwand auftreten, sind bösartige Tumoren. Entsprechend ihres Ursprungsgewebes werden die Tumoren mit den lateinischen bzw. griechischen Bezeichnungen für dieses Gewebe benannt. Eine bösartige Geschwulst ausgehend von Knorpelgewebe (Knorpelzelle lat. Chondrozyt) nennt man z.B. Chondrosarkom. Gleichermaßen werden die gutartigen Tumore benannt, nur dass diese eine andere Endung erhalten. Gutartige Tumoren machen 35% der Brustwandtumoren aus. Die restlichen 26% ergeben sich durch sekundäre Tumore, das heißt Geschwülste, die sich als Absiedlung eines anderen im Körper befindlichen Tumors in der Brustwand festgesetzt haben. Diese nennt man Metastasen. Tumore, die bevorzugt in die Brustwand streuen, sind Nieren-, Prostata-, Schilddrüsen- und Mammakarzinomen (Brustkrebs). Weiterhin gelten das Einwachsen eines Bronchialkarzinoms (Lungenkrebs) über die Lunge hinaus und eines Brusttumores über das Brustgewebe hinaus in die Brustwand auch als sekundäre Brustwandtumoren.

Ursprungsgewebegutartiger Tumorbösartiger Tumor
PigmentzellenNävus (Leberfleck)malignes Melanom
BindegewebeFibromFibrosarkom
FettgewebeLippomLiposarkom
GefäßzellenHämangiomAngiosarkom
NervenbindegewebeNeurofibromNeurofibrosarkom
KnorpelChondromChondrosarkom
KnochenOsteochondrom ibröse DysplasieOsteosarkom Ewing - Sarkom solitäre Plasmozytom

Brustwandtumore verursachen nicht in jedem Fall Beschwerden. Haben sie eine gewisse Größe erreicht, kann man die Geschwulst als Erhabenheit in der Brustwand wahrnehmen oder verspürt Schmerzen in dem betroffenen Gebiet. Brustwandtumore fallen häufig als Zufallsbefunde in radiologischen oder MRT-Untersuchungen auf, die ursprünglich zur Diagnostik einer anderen Erkrankung oder im Rahmen der Tumornachsorge einer anderen Krebserkrankung durchgeführt worden sind.

Wie eben erwähnt, sind Brustwandtumore häufig Zufallsbefunde in radiologischen und MRT-Untersuchungen. Dementsprechend eignen sich diese Verfahren auch gut zur Diagnostik bei Beschwerden im Bereich der Brustwand. Besonders geeignet ist hierbei die Computertomographie (CT). Da diese Untersuchungsmethode mittels Röntgenstrahlen Schichtbilder im Querschnitt des Körpers produziert, können eventuelle Tumore gut lokalisiert werden. Für eine mögliche Operation zur Entfernung der Geschwulst ist diese Untersuchung daher unabdingbar. Ein MRT würde man als Ergänzung zum CT durchführen, wenn der Verdacht auf ein Einwachsen des Tumors in benachbarte Gewebe, wie etwa das Brustfell, die Brustdrüse etc. besteht.

Die Therapie geschieht in Zusammenarbeit zwischen Onkologen, Thoraxchirurgen und Plastischen Chirurgen. Meist werden Patienten, deren Turmoerkrankung in einer internistischen bzw. onkologischen Klinik diagnostiziert wurde, in sogenannten Tumorboards vorgestellt, in denen Vertreter anderer Fachrichtungen (Thoraxchirurgie, Plastische Chirurgie usw.) anwesend sind. Hier wird dann unter Zusammenschau der Befunde zur Tumorart-, lokalisation und -größe, sowie zum Allgemeinzustand des Patienten individuell beraten, welche Therapiemöglichkeit die optimale ist.

In diesem Zusammenhang wird auch darüber beraten, ob eine chirurgische Entfernung des Tumors unter der Zielsetzung der Heilung, der Linderung von Symptomen oder der Verhinderung von drohenden Komplikationen erfolgen soll.

Sind die Voraussetzungen gegeben und soll die Operation mit dem Ziel, den Patienten vom Tumorleiden zu heilen, erfolgen, so wird die entsprechende Struktur mit einem Sicherheitsabstand von 2cm bei gutartigen und 4-5cm bei bösartigen Krebsgeschwülsten entfernt. Das heißt dass einige Zentimeter gesunden Gewebes, das den Tumor umringt, mit heraus geschnitten werden, um eine größtmögliche Sicherheit zu haben, dass nicht etwa noch kleine Zellhaufen vorhanden sind, aus denen ein neuer Tumor entstehen kann.

Je nach Ursprungsort und -gewebe des Tumors gibt es unterschiedliche operative Vorgehensweisen, da bei den einzelnen Tumorkategorien verschiedene Nachbarorgane mit befallen sein können und gegebenenfalls Teile davon mit entfernt werden müssen. Am häufigsten kommt hierbei eine Brustwandteilresektion (Resektion = Entfernung) im Rahmen einer Lungenkrebserkrankung vor, in der der Lungentumor in das angrenzende Brustwandgewebe eingedrungen ist. In seltenen Fällen kann bei dieser Konstellation ein Befall der äußeren Weichteilschichten der Wirbelkörper auftreten, bei der eine Brustwandresektion größeren Ausmaßes erforderlich ist.

Wie schon erwähnt kann auch ein fortgeschrittener Brustkrebs die anliegende Brustwand mit befallen. Je nach Ausdehnung des Befalls muss individuell entschieden werden, in welchem Ausmaß die Resektion erfolgen sollte. Da bei Brustkrebs in vielen Fällen Bestrahlungstherapien vorausgegangen sind, die nicht nur das Tumorgewebe abgetötet, sondern auch angrenzendes Weichteilgewebe mit verändert haben, sowie im Rahmen der Entfernung des Tumorgewebes die Brust mit angrenzendem Brustmuskel operativ entfernt werden musste, sind die Voraussetzungen für eine Operation eher ungünstig.

Treten Metastasen in der Brustwand auf, so ist es notwendig diese mit allen Schichten der Brustwand zusammen zu entfernen. 

Bei den primär in der Brustwand entstandenen Tumoren (siehe Tabelle oben) gibt es je nach Entstehungsgewebe Unterschiede im operativen Vorgehen. Knochen- und Knorpeltumore sollten möglichst nach den Prinzipien der Kompartmentresektion operiert werden. Das bedeutet, dass wenn möglich der gesamte Knochen/Knorpel incl. umliegendes Bindegewebe entfernt werden sollte.

Geht der Tumor eher aus den Weichteilgeweben hervor, müssen diese Geschwülste mit besonders großem Sicherheitsabstand ausgeschält werden.

Durch die Resektion größerer Brustwandabschnitte, die in einigen Fällen notwendig ist, können derart große Gewebsdefekte entstehen, die man durch Raffen der Wundränder nicht mehr verschließen kann, da es sonst zu Behinderungen der Lungenausdehnung oder zu starkem Zug an den Wundrändern mit folgender Behinderung in der Wundheilung kommen kann. An dieser Stelle besteht die Möglichkeit der plastischen Deckung des Defektes mit Muskeln anderer Regionen (insbesondere großer Rückenmuskel). Müssen größere Anteile der Rippen oder sogar das Teile des Brustbeins entfernt werden, kann man zwischen den noch vorhandenen Knochenfragmenten nicht resorbierbare Kunsstoffnetze spannen, die der Brustwand die nötige Stabilität geben, was sonst die Rippen übernehmen. Im Bereich des Brustbeins kann man zusätzlich zum Netz Knochenzement einsetzen. Für die Verfahren zur plastischen Deckung ist eine enge Zusammenarbeit mit den Kollegen der plastischen Chirurgie unverzichtbar.