Brustfelltumore / Pleuratumore

Das Brustfell (griechisch: Pleura) besteht aus zwei hauchdünnen Häutchen (Pleurablätter), eines kleidet die Brustwand von innen aus (Rippenfell - Pleura parietalis), das andere überzieht die Lungen (Lungenfell - Pleura visceralis). Diese zwei Häutchen liegen eng aneinander. Zwischen beiden Brustfellblättern befindet sich der Pleuraspalt. Dieser ist im Normalfall weniger als 1mm breit, da beide Häutchen durch einen dünnen Flüssigkeitsfilm aneinander haften. Die Lunge dehnt sich durch Zug am Lungenfell beim Einatmen, was zum Teil durch die Rippenmuskulatur initiiert wird, aus und Luft strömt hinein. Durch verschiedene Erkrankungen tritt vermehrt Flüssigkeit in den Pleuraspalt ein (Pleuraerguss), was im Volksmund als "Wasser in der Lunge" bekannt ist.

Obwohl das Brustfell nur solch eine dünne bindegewebige Haut ist, können trotzdem auch darin Tumoren vorkommen. 70% der Pleuratumoren sind gutartig und entstammen Fett-, Gefäß- oder Bindegewebe. Da sich diese trotz ihrer initialen Gutartigkeit in bösartige Tumore verwandeln können, sollte man eine operative Entfernung vornehmen. Auch Metastasen ausgehend von Brust-, Lungen-, Magen- und Eierstocktumoren können sich durch eingeschwemmte Zellen in der Pleura bilden. Alle bösartigen Geschwülste des Brustfells nennt man Pleuramesotheliome. In mehr als der Hälfte der Fälle werden diese durch längerfristigen Umgang und Einatmen von Asbest verursacht. Die Tumore treten jedoch erst nach 20-40 Jahren nach Exposition mit dem Schadstoff in Erscheinung, was einen Nachweis des Kontakts mit Asbest und einer Anerkennung als Berufskrankheit stark erschwert. Weitere Ursachen sollen Infektionen mit dem sogenannten SV40-Virus oder radioaktive Strahlung darstellen.

Neben dem Hinweis des Patienten, im Berufsleben Asbest ausgesetzt gewesen zu sein, geben Röntgenuntersuchungen, besser Computertomographie, oder Ultraschall Hinweise auf einen im Bereich des Brustfells lokalisierten Rundherd. Mit Hilfe einer Pleurapunktion (Einbringen einer Nadel über die Brustwand in den Pleuraspalt) kann Ergussflüssigkeit abgezogen und pathologisch untersucht werden. Leider können nur bei einem Drittel der Patienten mit Pleuramesotheliom wirklich bösartige Zellen im Punktat nachgewiesen werden. Grundsätzlich sollten alle Geschwülste, die vom Brustfell ausgehen, operativ entfernt werden.

Besteht ein Pleuramesotheliom wird aufgrund der Radikalität des Tumors empfohlen, die betroffene Pleura mit innenliegendem Lungenflügel zu resezieren. Unter bestimmten Voraussetzungen kann es auch notwendig sein, Teile des Herzbeutels, der Brustwand, des Zwerchfells, sowie die asooziierten Lymphknoten mit einzubeziehen. Chemo- und Strahlentherapie werden nach erfolgter Operation eingesetzt, um ein gutes Langzeitergebnis zu erzielen. Der Zugang zum OP-Gebiet wird über eine laterale Thorakotomie erreicht. Hierzu wird ein ca. 5-7cm langer Schnitt ca. 10cm unterhalb der Achselhöhle zwischen zwei Rippen gemacht. Es muss hierzu also kein Knochen durchtrennt werden. Auch der breite Rückenmuskel (Musculus lattissimus dorsi) wird durch diesen kleinen seitlichen Schnitt verschont, sodass Bewegungsstörungen des Armes und chronische Schmerzen, wie sie früher bei längeren Schnittechniken mit teilweiser Durchtrennung des Muskels vorkamen, nicht mehr verursacht werden. Über den kleinen Schnitt kann die gesamte Brusthöhle der entsprechenden Seite eingesehen und die verdächtigen Strukturen entfernt werden.